„Verliert der Wald, verlieren wir alle“
Die Bedrohungen des Lebensraums am peruanischen Amazonas nehmen zu. Caritas international (Ci) unterstützt die indigenen Gemeinschaften, um ihre Interessen zu wahren und ihr Überleben zu sichern. Reiner Fritz von Ci berichtet.

Die Blätter des Matico-Baums haben uns dabei geholfen, die Corona-Pandemie zu überstehen. Nur ein Mitglied unserer Gemeinschaft ist gestorben, er hatte sich in der Stadt Puerto Maldonado angesteckt“, sagt Jane del Castillo. Sie ist die Präsidentin der indigenen Gemeinschaft von Boca Pariamanu. Ihr Dorf ist nur mit dem Boot über den Río Madre de Dios und dessen Zufluss Las Piedras in eineinhalbstündiger Fahrt zu erreichen. Auch dieser Abgeschiedenheit haben es die etwa 150 Dorfbewohner:innen zu verdanken, dass die Pandemie glimpflich an ihnen vorüberging. Der Matico-Baum im medizinischen Garten der Dorfgemeinschaft stiftet Identität und Wissen: „Viele der hier wachsenden Pflanzen können wir bei Erkrankungen gezielt einsetzen, da wir ihre Wirkung genau kennen“, erklärt Nadia Pacaya Grifa, die sich besonders um diesen Garten kümmert. Dieses Wissen wollen die indigenen Einwohner: innen ebenso bewahren wie den Regenwald im peruanischen Amazonasbecken insgesamt. „Der Wald, von dem und mit dem wir leben, ist ein Teil von uns. Er ist ganz grundlegend für das Leben aller indigenen Gemeinschaften“, unterstreicht Alfredo Vargas Pio. Er ist der Präsident von Fenamad, dem offiziellen Interessensverband aller indigenen Völker, die in der Region Madre de Dios vertreten sind. „Verliert der Wald, verlieren auch wir.“ Doch der Kampf um ihr Territorium ist schwierig und oft auch sehr einseitig, gibt Vargas zu: „Wir haben kein wirkliches politisches Gewicht, keine Vertreterin, keinen Vertreter der Indigenen aus dem Amazonas im peruanischen Parlament, um unsere Forderungen zur Sprache zu bringen oder gar durchzusetzen.“ Dabei wäre das wichtiger denn je, denn die Bedrohungen des Lebensumfelds nehmen von vielen Seiten zu.

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