Spenden lösen nicht alle Probleme
Für unsere Kolumnistin Kristina Kieslinger sind allzu herzzerreißende Spendenaufrufe höchst ambivalent besetzt. Ab heute blickt sie auf dieser letzten Seite aus einer anderen Perspektive auf ein Thema im Magazin.

Wann haben Sie zuletzt gespendet – und an welche Organisation? Was hat Sie dazu bewegt, genau für diese gute Sache zu spenden oder sich mit Ihrem Engagement einzusetzen? Ich bemerke bei mir einen Widerstand, an Organisationen zu spenden, die mich alljährlich vorzugsweise zur Weihnachtszeit mit herzerwärmenden oder herzzerreißenden Geschichten und Bildern überhäufen. Nicht, dass die damit verbundenen Anliegen nicht berechtigt wären! Ich nehme bei mir aber eine wachsende Ambivalenz zum Thema Spenden wahr: Ich fühle mich zugleich als Teil der Lösung der „sozialen Frage“ – und als Teil des Problems.
Persönlich tut es unheimlich gut, dieses Gefühl, das Leben von Menschen mit einer Spende zu verbessern. Doch daneben ist eine strukturelle Problematik nicht von der Hand zu weisen. Ich sehe vor allem zwei Punkte: Der erste liegt in einem Phänomen, das ich als „Mitleidsästhetik“ bezeichnen würde. Worauf richtet sich die Wahrnehmung bei der Identifizierung sozialer Problemlagen? Und was bleibt aufgrund fehlender Lobby und fehlender Mittel zum Fundraising unter dem Radar? Welchen Zielgruppen schenken Wohlfahrtsverbände Aufmerksamkeit und welche fallen sogar bei christlichen Organisationen durchs Netz, weil sie sich schlecht über Storytelling verkaufen lassen?
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